Zurück zum Anfang | Cantus Theaterverlag
Pandemiekompatible Theaterstücke, Seniorentheater, Theater / Drama

Zurück zum Anfang

Autor: Ursula B. Kannegießer
Besetzung: Damen 1
Dauer: abendfüllend

Cantus Empfehlung: Demenz ein Thema das sehr gerne tabuisiert wird, „Zurück zum Anfang“ bringt dem Zuschauer das tiefste Innere einer Demenzkranken näher. Eine dramatische Reise in die Vergangenheit und der Vergesslichkeit.

Teresa Mendel, eine Frau um die 70, hat die Schwelle zur Demenz bereits überschritten. Sie vergisst alles, was in der Gegenwart geschieht und weiß deshalb auch nicht mehr, dass sie den letzten Tag in Ihrer Wohnung erlebt.

Je weiter Ereignisse zurückliegen, desto eher erinnert sie sich und macht den Zuschauer zum Mitwisser ihrer Lebensgeschichte. Die zunehmende geistige und körperliche Einschränkung macht sie wütend und teilweise hilflos, dennoch glaubt sie, wenn es nicht mehr geht, eine Lösung gefunden zu haben.

Besetzung/Rollen/Charakter

Personen:

  • Teresa Mendel (ca. 70 Jahre alt / Tochter von Friedrich August und Helene Logau)

Vorkommende, jedoch nicht real auftretende Personen:

  • Vater: (Friedrich August Logau / Violinist)
  • Mutter: (Helene Logau, geborene Bender)
  • Teresas Schwester: (Maria Logau)
  • Teresas Bruder: (Leopold Logau)
  • Helenes Bruder: (Theobald Bender, genannt Theo)
  • Teresas Mann: (Enrico Mendel/Schriftsteller)
  • Teresas 1. Tochter: (Franziska Mendel)
  • Teresas 2. Tochter: (Sophia Mendel)
  • Ziehsohn Teresas und
  • Enrico Mendels Sohn: (Albert)

Bühnenbild/Inszenierung

Ein kärglich eingerichtetes Wohnzimmer mit einem Tisch, einem Stuhl, einem Garderobenständer, einem Teppich und ein paar Umzugskartons.

Ausführliche Synopsis

1. Szene:

Teresa betritt die Bühne, setzt sich, beschäftigt sich mit einem Kreuzworträtsel. Kindheitserinnerungen tauchen auf, unerfreuliche Erlebnisse mit dem Vater. Sie führt einen Erinnerungsmonolog, der zwischen Kindheit und Erwachsenenleben hin und her pendelt.

 

2. Szene:

Die Sonne scheint, so beschließt sie auszugehen. Plötzlich überfällt sie Angst. Sie ist nicht fähig, die Wohnung zu verlassen. Sie stößt an einen Umzugskarton. Umzüge lösen bei ihr Panik aus. Überraschend findet sie ihre Puppe und die ihrer Schwester. Als das Telefon läutet, meint sie, ihre Schwester würde anrufen. Sie hört, wie sie meint, zum ersten Mal, dass Marie schon lange tot ist. Trauer überkommt sie, aber sie vergisst sofort und erzählt munter weiter. Die Kriegserlebnisse sitzen tief.

 

3. Szene:

Teresa macht sich zurecht, als würde sie in ein Konzert gehen. Das Mittagessen wurde vor der Türe abgestellt. Sie weiß nicht, was sie mit dem Wärmebehälter anfangen soll und ist frustriert, weil sie auf den Notizzetteln nie die Telefonnummern der von ihr gewünschten Personen findet. Die verbale Abrechnung mit ihrem Vater erreicht den Höhepunkt, als sie laut über den tragischen Tod ihres Bruders Leo nachsinnt, der im Rhein ertrunken ist. Der Vater war nach einer Konzertreise nicht mehr zurückgekehrt. Die Familie fühlte sich wie befreit. Teresa konnte endlich ihr musikalisches Talent entfalten. Mit ihrem Mann Enrico wird sie nicht glücklich.

 

4. Szene:

Teresa, durch ihre Demenz stark beeinträchtigt, lebt meistens weit vor dem Jetzt. Manchmal denkt sie, wenn sie nicht mehr alleine zurecht kommt, will sie auch im Rhein sterben. Dieser Plan kann von ihr nicht mehr in die Tat umgesetzt werden. Bevor ihre Tochter sie abholt, um sie in ein Heim zu bringen, stürzt sie, nässt sich ein und stellt verzweifelt fest, dass sie zu nichts mehr in der Lage, weil sie sich auf dem Weg “zurück zum Anfang” befindet.


Teresa war ein intelligentes und musikalisch sehr begabtes Kind, das sich im Rahmen seiner Möglichkeiten gegen die Erniedrigungen durch den verhassten Vater, einen Geiger, wehrte. Ein starker Wille und die Widerstandskraft des Mädchens verhinderten, dass es völlig gebrochen wurde, aber die vielen seelischen Verletzungen gingen nicht spurlos an ihm vorüber. Als der Vater die Familie verließ, atmete Teresa auf, sie gewann an Selbstwertgefühl und wurde erfolgreich.

Sie heiratete, wurde aber nicht glücklich, denn nun erduldete sie die Demütigungen durch den Mann, den sie liebte. Er entpuppte sich aber immer mehr als Ebenbild ihres Vaters. Teresa kämpfte, sorgte für die Familie und musste auf die Erfüllung ihrer eigenen Lebensträume verzichten.

Ihr Lebensrückblick lässt erkennen, wie überlegt, eloquent, humorvoll, auch sarkastisch Teresa war. Diese Fähigkeiten nehmen nun stetig ab. Die Demenz wird wohl nach und nach alles zudecken, was einmal war und was ist.


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