Jeder von uns
Autor: Christine BretzInstrumentierung: keine
Besetzung: Damen 16 / Herren 2
Dauer: 90–110 Min.
UA: 03.02.2019, Kulturwerkstatt/Halle32, Gummersbach
DE: 03.02.2019, Kulturwerkstatt/Halle32, Gummersbach
Spielbar ab: 14–15 Jahre
Cantus Empfehlung: Das Stück ist eine Komödie, das ernste Themen auf sehr unterhaltsame Weise zur Sprache bringt. Die Schülerinnen der beiden verschiedenen Cliquen sind unterschiedliche Personen, können aber von denselben Darstellerinnen gespielt werden. Da es in der jeweils anderen Gruppe einen charakterlichen Gegenpart gibt, schlüpfen sie in zwei gegensätzliche Rollen, die sich am Schluss des Stücks bei der Suche nach Sayed und Michel sogar begegnen. In dieser Begegnung zeigen sie ihre Gegensätzlichkeit, weisen darauf hin, was dazwischenliegt und es wird klar, dass in jedem von uns ähnliche Gegensätze zu Hause sind. Jeder von uns könnte jede von ihnen sein. Denn die Vorurteile der Figuren, die in den Verdächtigungen sichtbar werden und denen sich das Publikum nicht entziehen kann, stecken genauso in jedem von uns, wie der Wunsch um eine bessere Welt. Die Themen, um welche die Gespräche der Protagonist*Innen kreisen, wurden von Jugendlichen vorgeschlagen und mit ihnen erarbeitet, sodass das Theaterstück sehr nah an ihnen bleibt, da es für sie entstanden ist.
Zickenkrieg auf Klassenfahrt: 10 Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und eine Lehrerin, die ihre Schüler verwechselt. Eine Halskette wurde geklaut und zwei Schüler verschwinden. Es herrscht Aufregung und niemand denkt mehr an Museumsbesuche, denn es gibt wichtigere Dinge und jede Menge Gesprächsstoff:
Warum sind Sayed, der Mitschüler aus Afghanistan und dessen Freund Michel verschwunden? Warum wurde Etoile gemobbt? Wieso geht Esther mit einem leeren Einkaufswagen aus dem Supermarkt? Hat nicht jeder von uns zwei Seiten? Die Schülerinnen stellen Vermutungen darüber an, wer die Kette geklaut haben könnte und aus welchem Grund. Dabei offenbaren sie ihre Vorurteile und Gewohnheiten, ihre Unsicherheiten und ihre ganz alltägliche Bequemlichkeit in einer profitorientierten Luxusgesellschaft.
Besetzung/Rollen/Charakter
Besetzung:
- Damen/Anzahl: 16 (5 davon in Doppelrollen möglich), 4 der weiblichen Nebenrollen können auch männlich besetzt werden
- Herren/Anzahl: 2
Rollen:
- Magalie – sehr von sich überzeugt, will nur das Beste vom Besten für sich, ignorant, hat öfter mal Migräne und immer Vorurteile
- Etoile – beflissen, nett, ist in Sayed verliebt
- Mara – eingebildet, ein wenig dumm, Fahne im Wind
- Shelly – introvertiert, lebt in ihrer Welt, weiß viel
- Esther – empathisch, am Wasser gebaut, hat großen Gerechtigkeitssinn
- Elli – Honigkuchenmädchen, immer fröhlich, versucht in allem das Positive zu sehen und zu vermitteln
- Eva – weiß alles, für eine bessere Welt sagt sie gerne mal allen die Meinung
- Sandy – Zicke, mit Vorurteilen behaftet
- Vera – selbstbewusst, sagt gerne ihre Meinung, meistens schlecht gelaunt
- Lena – schüchtern, braucht Anlauf, um ihre Meinung zu sagen oder für andere einzustehen, erkennt aber Ungerechtigkeiten, traut sich nur nicht immer, diese den Anderen mitzuteilen, nimmt öfter Anlauf zum Sprechen, sagt dann aber doch nichts
- Sayed – freundlich, hilfsbereit, ist in Etoile verliebt und mit Michel befreundet, kommt aus Afghanistan
- Michel – chaotisch, schlecht in der Schule, gilt als asozial, was er aber nicht ist
- Frau Dinkel – Lehrerin, verwirrt und gutmütig, verwechselt ihre Schüler und hat die Situation nicht im Griff
Folgende Rollen können von den Protagonistinnen selber oder von NebendarstellerInnen übernommen werden:
- Geschäftsfrau/Geschäftsmann
- Studentin/Student
- Mutter
- Schülerin/Schüler
- Bewerberin/Bewerber
Dauer: 90 Minuten mit Pause
Spielbar ab: 14 Jahre
Bühnenbild/Inszenierung
- Jugendherberge (Aufenthaltsraum, Schlafräume mit Doppelbetten, Kantine, Besenkammer, Flur)
- Wald
- Die unterschiedlichen Räume in der Jugendherberge können auch durch unterschiedliche Tische oder allein durch verschiedene Lichtstimmungen angedeutet werden.
Ausführliche Synopsis
Nachdem sich auf der Klassenfahrt herausgestellt hat, dass die Kette der Lehrerin geklaut wurde und ein Schüler verschwunden ist, entbrennen zwischen den Schülerinnen lebhafte Diskussionen um Fremdenfeindlichkeit, Nachhaltigkeit und Klimawandel, Egoismus, die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft und um einen Weg in eine bessere Welt, in der Menschlichkeit an erster Stelle steht. Es werden die Themen Mode, Massentierhaltung, Krieg und Flucht, Mobbing und Mut zur Sprache gebracht. Dabei liefern sich die sehr unterschiedlichen Charaktere einen bissigen Schlagabtausch, der immer wieder und trotz der ernsten Themen, zu lustigen Missverständnissen führt.
Währenddessen macht sich Etoile, Sayeds Freundin, Sorgen um Sayed, weil er von einigen Leuten aus ihrer Klasse verdächtigt wird, die Kette geklaut zu haben und weil sie nicht weiß, wo er ist.
Sayed ist weggelaufen und alleine im Wald. Er weiß nicht, wohin er gehen soll und fühlt sich an seine Flucht aus Afghanistan erinnert. Während des Telefonats mit seinem Freund Amir stellt sich heraus, dass Sayed seiner Freundin auf dieser Klassenfahrt eine Kette schenken wollte, die er aber zu Hause vergessen hat.
Sein Klassenfreund Michel wollte ihm angeblich helfen und hat ihm spontan eine Kette geschenkt. Als Sayed von dem Diebstahl hört, vermutet er, dass Michel, der am Schluss auch verdächtigt wird und ebenfalls unauffindbar ist, ihn reinlegen wollte und ergreift die Flucht, weil er denkt, dass niemand ihm die Wahrheit glauben wird. Er ist verzweifelt, beschließt aber irgendwann, zurück zu gehen und sich der Wahrheit zu stellen.
Nach einer großen Suchaktion, bei der sich die jeweils gegensätzlichen Mädchen (in ihrer Doppelrolle) begegnen, löst sich die verwobene Situation ganz zufällig auf und alle Verdächtigungen verstummen:
Die Halskette ist weder verloren gegangen, noch wurde sie geklaut. Die Lehrerin hat mit ihrem Schmuck etwas Neues ausprobieren wollen und sie in eine Fußkette verwandelt. An ihrem Hals hat sie ihre Kette irgendwann vermisst und in ihrer Zerstreutheit vergessen, dass sich die Kette an ihrem Fuß befand.
Presse
Mit dem temporeichen Stück „Jeder von uns“ greifen die jugendlichen Schauspieler der Kulturwerkstatt32 die großen Fragen der Zeit auf – Unter anderem sorgten Originalfotos aus Afghanistan für eindringliche Szenen. (…) Während der Klassenfahrt kamen bei den Mädchen (…) aktuelle Themen auf den Tisch, die sie mitten im Publikum sitzend lautstark diskutierten. (…) Durch schauspielerische Topleistungen gelang es den jungen Darstellern, die unterschiedlichen Sichtweisen Jugendlicher auf die heutige Gesellschaft packend darzustellen und in Konflikt miteinander zu bringen.
(Oberberg AKTUELL)