Halali
Drückjagd in einem Akt
Autor: Tobias ÖllerBesetzung: Damen 2 / Herren 2
Dauer: 90–110 Min.
Ausführliche Synopsis
Der Unternehmer Josef Vierpunkt ist Mäzen an allen Fronten: Er spendiert der Feuerwehr einen Einsatzwagen, investiert in die Hagelabwehr, in Musikschulen, in Jugendarbeit, baut Brunnen und öffentliche Gebäude. Wernher von Auckstein vertritt als Pressesprecher die Belange der Vierpunkt Unternehmensgruppe und fungiert als Ansprechpartner für alle Bittsteller. Ein Mädchen beantragt Zuschüsse für eine Tanzaufführung, und mit Wernher gehen die Triebe durch. Er besucht die örtliche Discothek, lädt das Mädchen zu einem Rolling-Stones-Konzert ein – in der steten Gewissheit, dass Vierpunkts Geldsegen ihm den Nimbus eines ewig jugendlichen Rockstars verleiht.
Unterdessen beginnt Wernher eine Affäre mit der Redakteurin der Lokalzeitung, die allerdings ein doppeltes Spiel mit ihm spielt. In Dialogen mit ihrem Ex-Mann, einem Schweizer Enthüllungsjournalisten – der nur als flugblattverteilendes Phantom via Mauerschau erscheint – wird deutlich, dass sie Wernher aushorcht und über Vierpunkt recherchiert. Der Verdacht lautet: Die Vierpunkt Unternehmensgruppe verdankt ihre scheinbar grenzenlosen Kapitalreserven allerlei illegalen Transaktionen: „Vierpunkt wäscht die Mafia rein.“
Wernher wird immer mehr zum fremdgesteuerten Zombie: getrieben von dem stets als Über-Ich präsenten Arbeitgeber Vierpunkt, verraten von der Redakteurin, verschmäht von dem Mädchen, dem Objekt seiner heimlichen Begierden. Als letztes Aufbäumen seiner Persönlichkeit: Moral? Am Ende manifestiert sich der dämonische Vierpunkt wieder als reale Person, als passionierter Jäger bei einer Drückjagd, fast spielerisch scheint man in die Normalität zu gleiten. Doch dann fällt ein Schuss, und alles ist wieder anders.
CANTUS Kommentar
„Halali“, das Theater-Debüt des preisgekrönten Kabarettisten und Musical-Autors Tobias Öller, wandelt nicht auf ausgetretenen Erzählpfaden. Das Stück lässt seine Hauptfigur wie eine psychologische Marionette tanzen, bis zur grenzenlosen Erschöpfung – mit der Orwell’schen Bedrohung eines ständigen Beobachters, mit viel Ironie á la Friedrich Dürrenmatt und einer Sprachgewalt, die an Thomas Bernhard erinnert.