Die Leute von Schilda waren einst ihrer Klugheit wegen hoch angesehen in der ganzen Welt. Jetzt aber herrscht die Dummheit, und die ehemals blühende Stadt ist ein rauchender Trümmerhaufen. Gerade brennt das letzte Anwesen nieder, und die Schildbürger sind selber schuld daran.
Ganz schön blöd, oder?
Eine Geschichte der ewigen Dummheit.
Die Stadt Schilda ist fast komplett abgebrannt. Erfolglos versuchen die Bürger, das letzte Haus vor den Flammen zu retten.
Der Hintergrund: Die Männer von Schilda waren einst absolute Geistesriesen, die als Berater in die mächtigsten Reiche eingeladen wurden. Die Frauen saßen derweil alleine daheim und hatten alles an der Backe, den Alltag, das Haus, die Kinder.
Coletta, Chefin des Bordells, stiftet die unzufriedenen Frauen an, ihre Männer mit Androhung der Scheidung zurückzupfeifen. Als die Kerle zurückkehren und in den Betten Wiedervereinigung gefeiert wird, stauen sich bald Delegationen aus aller Welt vor dem Stadttor, um die Männer zu zwingen, ihre Verträge einzuhalten.
Auch Till, ein junger Gaukler, ist nach Schilda gekommen und trifft Kathi, die Tochter des Bürgermeisters, die ihm das Dilemma erklärt. Die beiden finden Gefallen aneinander.
In einer Bürgerversammlung beschließen die Leute von Schilda, zur Blödheit zu konvertieren. So können die Männer zuhause bleiben.
Ab diesem Zeitpunkt mischen sich Vergangenheit und Gegenwart. Im Song Wir sind dafür legen die Schildbürger ein Bekenntnis ab, das auch für die Mitläufer und Pöbler von heute gilt: „Wir sind dafür, dafür, wir rennen hinterdrein, wir schweigen, wo man schweigt, wir schrein, wo alle schrein. Gibt’s eine Hexenjagd, dann ist auf uns Verlass, wir sind der Mob, und das macht einfach Spaß!“
In der Folge setzen die Schildbürger ihre Doofheit in die Tat um. Sie bauen ein dreieckiges Rathaus, in dem es stockdunkel ist, bis sie auf die Idee kommen, dass es Fenster braucht. Zur Eröffnung wird der Kaiser eingeladen. Die Stadt soll auf Hochglanz gebracht werden, aber die allgegenwärtigen Mäuse weichen nicht.
Zudem weigert sich Coletta, ihren Puff vorübergehend zu schließen. Vielmehr konfrontiert sie die Delegation des Stadtrates mit der eigenen Doppelmoral. Die Honoratioren der Stadt haben sie als Mädchen für ein paar Kreuzer benutzt, einer hat sie sogar geschwängert. So entstand ihr Sohn, Till, der junge Gaukler.
Der Kaiser, ein lockerer Typ, erscheint und trägt sich in das Goldene Buch des neuen Rathauses ein. Und der Federkiel ist angeknabbert. Die Mäuse! Dem Bürgermeister ist das mega peinlich, aber der Kaiser kennt das Problem. Er hat die Nager auch in seinem eigenen Palast. Und als Gegenmittel eine Horde von Katzen. Er wird den grässlichsten seiner Kater nach Schilda ausleihen, damit er hier aufräumt.
Eigentlich sind in Schilda Katzen verboten, weil die Stadthexe Walpurga in ihrer Kristallkugel gelesen hat, dass eine Katze Schilda in den Untergang stürzen wird. Aber der Kaiser hat das Sagen. Kater Arnold, Terminator genannt, wird kommen.
Nach der offiziellen Zeremonie hat der Kaiser Lust auf einen Drink und schmeißt eine Runde. Ausgerechnet in Colettas Etablissement. Das Feiern geht bis in die Nacht. Irgendwann tanzen der Kaiser und Coletta aus dem Bordell hinaus auf den Marktplatz und scheinen sich prima zu verstehen.
Ein paar Tage darauf bringen Schergen des Kaisers den Terminator Arnold in die Stadt. Er erweist sich seines Rufes würdig, faucht und beißt und wird schließlich im Rathaus eingesperrt, um mit der Vernichtung der Nager zu beginnen.
Walpurga malt indes eine horrende Apokalypse an die Wand. Wenn Arnold erst die Mäuse vernichtet hat, wird er über die Enten und Schweine herfallen und schließlich auch über die Menschen. Die erfolgreich verblödeten Schildbürger lassen sich von der abstrusen Prophezeiung anstecken und geraten in Panik. Sie wälzen Pläne, um Arnold loszuwerden. Das Vieh zu töten geht nicht, schließlich ist es Eigentum des Kaisers. Also lautet der Beschluss, das Rathaus in Brand zu setzen, damit der Kater die Flucht ergreift. Als er sich auf das Dach des nächsten Hauses, rettet, wird auch das angesteckt.
Till bringt es auf den Punkt. Mit dem zentralen Song des Stückes Narren sterben niemals aus: „Narren glauben, Narren liken, Fake News tanzen, Hirne streiken.“ Und: „Ein Narr allein macht nicht viel her, doch wehe uns, es werden mehr. Sobald sich erst ein Haufen trifft, wird klar, die Menge macht das Gift.“
Die Schildbürger treiben ihren Wahn auf die Spitze: „Retten wir unsere Stadt! Legen wir sie in Schutt und Asche!“
Vor den rauchenden Trümmern überlegen sie schließlich, wie es nach dem Untergang weitergehen soll. Walpurga hat die rettende Idee: Die Welt braucht offensichtlich nicht nur kluge Köpfe, sondern auch Strohköpfe. Wer sollte sonst einmal den Berliner Flughafen bauen oder Stuttgart 21? Wer sollte die trashigen Fernsehshows gucken, sich die Daten klauen lassen und den Urwald ruinieren?
Resümee der Schildbürger: „Dummköpfe sind immer gefragt! Und wir sind die besten!“
So ziehen sie hinaus in die Welt und vermehren sich bis heute. Nur drei von ihnen kommen nicht mit, denn sie haben eine Einladung vom Kaiser auf sein Schloss: Coletta, Kathi und Till.
Mehr zum Narrenmusical Die Schildbürger finden Sie in den Theatertexten des CANTUS Verlags.