Unternehmen Faust | Copyright Gerd Altmann/Pixabay | Cantus Theaterverlag
Komödie / Sketche, Theater / Drama

Unternehmen Faust

eine politische Utopie an fünf Abenden

Autor: Klauspeter Bungert
Dauer: 120–150 Min.

Cantus Empfehlung: Für erfahrenes Amateurtheater erreichbar. Das Werk, das reportageartige Einblendungen und pamphletistische Textpassagen enthält (alle vom Band), appelliert an ein politisch engagiertes Ensemble und Häuser, die auf gesellschaftlichen Diskurs und ein breites Spektrum relevanter Themen setzen.

Besetzung/Rollen/Charakter

Besetzungsliste für die 5 Abende


I. Der Automat

  • Herr Gott, sportlicher Mittfünfziger; das, was sein Name besagt, oder nur Spieler in einer billigen Satire?
  • Hulda Ehrlich, Naturärztin von altem Schrot und Korn; macht nicht viel daher
  • Camille, kräftige Person, Mädchen für alles, doch seit langem Mann
  • Lina, eher klein, und
  • Miranda, eher groß, charmante Assistentinnen Herrn Gottes in wechselnden Rollen
  • Marquardt Höhnisch, arroganter Vertreter des Ärztestandes; beruft sich bis zum Brutalen auf seine staatlich gesicherten Privilegien
  • Medizinischer Serviceautomat, so grotesk, dass er eher zu einem Mann als zu einer Frau passt
    Stimmen

II. Die Konferenz

  • Anita Tanner, Staatspräsidentin; Opportunistin ohne erkennbare Überzeugung jenseits ihres Willens zum Amtserhalt
  • Peer Simon, ihr Kofferträger; gegenüber Verhandlungspartnern aber entschlossen konservative Positionen beziehend
  • Irene Herzberg, Umweltaktivistin mit einer gewissen blauäugigen Unverdorbenheit, dennoch nicht erfolglos beim Verhandeln; leitet das Anton-Herzberg-Institut, eine Art politischer Wissenszentrale und Forschungsstätte für globale Zusammenhänge
  • Dr. Wagner, Unternehmer, der seine Verantwortung fürs Ganze erkennt und nicht ohne bevormundende Züge für die Ziele der Anton-Herzberg-Stiftung eintritt
  • Lindner, Unternehmer, der, stärker von Emotionen und konkreten Schuldgefühlen im Zusammenhang mit der Geschichte seines eigenen Unternehmens getrieben, sich Wagners Zielen anschließt
  • eine mehrfach eingeblendete weibliche Stimme

III. Geld für alle

  • Anita Tanner
  • Peer Simon
  • Irene Herzberg
  • Dr. Wagner
  • Weber, Firmenbesitzer und konservativer Politiker; temperamentvoll und gerade heraus
  • Rosa Wagenburg, noch junge Frau, linke Politikerin, attraktiv; offen im Eingestehen von Widersprüchen ihrer Politik
  • Yilmaz, Kovorsitzender der Ökologischen Partei; rüpelhaft blind für die programmatischen Fehler seiner Partei
  • Becker, Generalsekretär der Patriotischen Partei; grober Charakter; passt von daher gut zu seinem größten Widersacher Yilmaz
  • Beamtin / Stimme 1
  • Lauer, Klient; suchtabhängig / Stimme 2
  • junge Lehrerin

IV. Ingenieure des Friedens

  • Patricia, Premierministerin eines schwarzafrikanischen Musterstaates; feine, klug denkende Frau
  • John, ein Schiedsmann; alter Kopf, der die Menschen ohne Umwege zu nehmen weiß
  • Ann, Johns Tochter; von ihrer Mission ansteckend begeisterte Renaturierungsingenieurin
  • Nelson, ein Angeklagter
  • Jack, Kläger
  • Clifford, Jacks Sohn
  • ein Redakteur; betreibt Kampagnen gegen Patricias unkonventionelle Gesundheitspolitik
  • ein als Journalist getarnter Pharma-Vertreter mit ausländischem Auftraggeber
  • Irene Herzberg

V. Wenn die Bienen sterben

  • Donald Regg, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika; Siebziger, vital; hält diplomatische Gepflogenheiten für überflüssig und etwas für Lügner und Versager
  • Ron Dowland, Präsidentenberater
  • Liza Regg, Präsidentengattin, Anfang vierzig, attraktiv
  • Anita Tanner
  • Irene Herzberg
  • Dr. Wagner
  • Geschäftsführer eines Lebensmitteldiscounters
  • Kunde
  • akustisch(-filmisch)e Einblendungen mit verschiedenen Stimmen

Besetzung Anzahl:

Damen:

  • I: 3
  • II: 2
  • III: 5
  • IV: 3
  • V: 3

Herren:

  • I: 3
  • II: 3
  • III: 6
  • IV: 6
  • V: 5

Bühnenbild/Inszenierung

Dauer: 

  • ca. 120 min für jeden der fünf Teile

Ausführliche Synopsis

I. Der Automat: Fast alle Lebensbereiche sind durchkommerzialisiert und stehen unter dem Diktat mächtiger Konzerne. Während in Herrn Gottes zweifelhaftem Gerichtssaal ein medizinischer Serviceautomat, ein unmenschlicher Professor, ein hartköpfiger Landwirtschaftsminister, eine abgesungene Operndiva und sonstige Spinner ihr Wesen treiben, protestieren draußen Ärzte für ein wieder menschenzugewandtes Gesundheitssystem und tritt eine ausgebeutete Bedienung ihre Schicht beim Bahnhofsimbiss an. Herr Gott träumt von einem bedingungslosen Grundeinkommen und setzt Hoffnungen in eine demnächst in Madrid anberaumte Konferenz mit Staatsdelegationen aus aller Welt.

II. Die Konferenz sucht nach Wegen, menschenverachtende Wirtschaftskriege zu beenden. Der Versuch, globale Probleme zentral zu lösen, ist an der (womöglich naturbedingten) Unfähigkeit des Menschen gescheitert. In Zukunft sollen die Staaten wieder selbstbestimmt handeln – nicht jedoch, ohne bessere Garantien als je zuvor für ein gemeinwohlverträgliches Verhalten untereinander einzugehen und jederzeit unangemeldet einer von allen getragenen Schutz- und Wächtertruppe Inspektionen zu erlauben. In ihren Vorschlägen einer umfassenden Renaturierung und Reparatur des Planeten stellt die Konferenz alle Vorgängerkonferenzen in den Schatten. 57 Superreiche stiften große Teile ihrer Vermögen unter der Auflage, dass die umfassenden Programme seriös umgesetzt werden.

Der philosophisch veranlagte Großunternehmer Wagner macht sich zum Wortführer der Stifter und widersteht den Versuchen der Staatspräsidentin Tanner, ihn auf die Seite des alten Systems zurückzuziehen.

III. Geld für alle konstruiert die Einführung eines Handgelds für alle Bürger in einem größeren Staat in Mitteleuropa. Zuvor aber müssen die Parteien dazu gebracht werden, voneinander die nützlichen Dinge zu übernehmen und die ausschließlich der Eigenprofilierung dienenden Einflüsse abzulegen. Aber fußt das bedingungslose Grundeinkommen nicht auf einem Betrug? Wie wird es finanziert? Stehen Werte dahinter? Wird die Bevölkerung zu motivieren sein, die gemeinschaftlich notwendigen Arbeiten zu verrichten?

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Sabotageversuchen wird der Modellversuch ein Erfolg.

IV. Ingenieure des Friedens stellt ein modernes Wüstenbegrünungsprojekt in Afrika vor. Afrikanische Renaturierungsingenieure werden die Entwicklungshelfer der Zukunft. So für China, wo sich eben die Folgen jahrzehntelanger Industrialisierung zu einer großen Naturkatastrophe verdichten.

Die Ressourcenfrage und der Erhalt der Biosphäre sind auf der ganzen Welt nun Thema Nummer 1. Der Komödienrahmen erlaubt ketzerische Fragen: Wieviel Anteil am gemeinsam verfügbaren Platz steht dem einzelnen zu? Darf er ihn verringern, indem er mehr Kinder in die Welt setzt, als auf der anderen Seite Menschen sterben? Nimmt ein alter Mensch zu lange Platz und Ressourcen in Anspruch?

Neben der Wiederbepflanzung von Ödland setzt das afrikanische Land, in dem es ein eingeschränktes Grundeinkommen mit Verpflichtung zur Gemeindearbeit gibt, die Bevölkerung gesünder lebt und Impfungen verboten sind, ein strenges Programm zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums durch.

V. Wenn die Bienen sterben stellt die USA, die dem Weltsanierungsabkommen fernblieben und weiter Raubbau an ihrer Natur betreiben, an die Schwelle einer China ähnlichen Versorgungskatastrophe. Aufgrund ihres Rüstungsvorsprungs erscheinen sie aber als ständige Gefahr für die Welt. Wollen sie andere Staaten zu ihren Trabanten machen? Oder ist das nur Drohgebärde? Wird die Präsidentengattin den Präsidenten bewegen, doch noch für einen Beitritt zum Madrider Abkommen zu plädieren?

Die Figur des Präsidenten entspringt einer etwas unkonventionellen Sicht auf einen 2017 ins Amt gekommenen amerikanischen Politiker.

Der Verfasser versucht, komplexe politische Zusammenhänge lebensnah zu vermitteln und die Vielzahl der Faktoren zusammenzudenken, die in der öffentlichen Debatte zu wenig zusammengedacht werden – ein echt „faustisches“ Unterfangen. Und er schließt mit einer positiven Botschaft. Allerdings ohne sich mit den ungedeckten Wohlstandsversprechen heutiger Durchschnittsparteien gemein zu machen.

Pressestimmen

  • Klauspeter Bungert: Unternehmen Faust – eine politische Utopie an fünf Abenden, Verlag 28 Eichen, Barnstorf 2019. 212 Seiten; Preis: 14,- €. ISBN: 978-3-96027-113-0

Kennen Sie schon diese Theaterstücke?

Furtwänglers Geist | Cantus Theaterverlag

Furtwänglers Geist


Wofür Freunde gut sind


Die Wahrsagerin | Cantus Theaterverlag

Die Wahrsagerin


Das Ungeheuer von Loch…bach | ©Bild von pixabay | Cantus Theaterverlag

Das Ungeheuer von Loch…bach